Existenzielle Sicherung
Gleichstellungslounge „Stärkung durch (finanzielle) Sicherheit: Wege zur Existenzsicherung von Frauen“ vom 06.06.2024
Am 06.06.2024 fand im Rahmen des Projektes „Perspektiven 4.0 – Eine Plattform für die Gleichstellung“ zum sechsten Mal das Format einer teilnahmeoffenen digitalen Gleichstellungslounge statt. Thema war „Stärkung durch (finanzielle) Sicherheit: Wege zur Existenzsicherung von Frauen“.
Wir freuen uns, dass wir Andrea Balmerth, Geschäftsführerin des Zentrums Information Beratung Bildung (ZIBB), einer etablierten Frauenberatungs- und Bildungseinrichtung, als Praxisexpertin gewinnen konnten. Frau Balmerth erläuterte in einem Eingangsimpuls die Hintergründe zur Entstehung von Einkommenslücken und stellte Strategien zu ihrer Vermeidung sowie Möglichkeiten zur besseren finanziellen Absicherung vor.
Für die Vermögensunterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es strukturelle und individuelle Faktoren. Nach wie vor sind es ganz überwiegend Frauen, die finanziell schlechter gestellt sind. In der sechsten Gleichstellungslounge wurde der Fokus auf den persönlichen Handlungsrahmen sowie eigene mögliche Schritte zu einer größeren finanziellen Eigenständigkeit gelegt. Es wurde deutlich:
Jede:r kann jederzeit und altersunabhängig aktiv werden: sei es in Bezug auf die eigene (Weiter)Bildung und das Auf- bzw. Ausbauen des persönlichen Netzwerkes, sei es hinsichtlich des Vermögensaufbaus (auch mit kleinen Beiträgen) und generell der intensiveren Beschäftigung mit dem Thema Finanzen. Eine bedeutende Rolle spielt aber auch die finanzielle (Teil-)Autonomie in einer Partnerschaft. Finanzfragen und eine faire Aufteilung der Arbeit (auch der Sorge- oder sogenannten Carearbeit mit Kindererziehung, Haushalt, Pflege von Angehörigen und dem generellen „sich Kümmern“ um soziale Belange) sind Teil einer Partnerschaft. Das Bewusstsein darum ist eine wichtige Grundlage dafür, die finanzielle Verantwortung in der eigenen Hand haben und auch zu behalten.
Die eigene Einstellung zum Thema Finanzen zu hinterfragen und eine möglicherweise neue Sicht darauf zu gewinnen, kann nicht selten zu der Erkenntnis führen, dass es Spaß macht, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern – umso mehr, wenn die Bemühungen sichtbar fruchten und Geld einbringen.
Die Teilnehmenden tauschten sich intensiv aus und brachten eigenes Erfahrungswissen ein, vom sogenannten „Freiheitskonto“ über die Möglichkeiten des Anlegens auch kleiner Beiträge, aber auch ersten Schritten wie der Sichtung der eigenen Finanzen mit Hilfe von Beratungsstellen wie Frauenberatungsstellen vor Ort oder der regionalen Verbraucherzentrale. Empfohlen wurden auch "offene" Gruppen im Social Media-Bereich, Fraueninvestment-Runden oder Fachliteratur, um sich Informationen zur finanziellen Absicherung einzuholen.
Diskutiert wurden ferner die Möglichkeit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit, um eine zusätzliche Einnahmequelle zu erhalten, die betriebliche Altersvorsorge und der Ehevertrag – eine Option, die etliche der Teilnehmenden bereits umgesetzt haben oder anstreben und die auch nach einer Eheschließung noch vereinbart werden kann. Hierfür wurde u. a. angeregt, sich bei Bedarf bereits im Vorfeld Unterstützung bei z. B. entsprechenden Beratungsstellen für Frauen zu holen, um zu erfahren, was in diesem Rahmen alles in den Blick genommen werden könnte (z. B. auch der Bereich der unbezahlten Sorgearbeit innerhalb der Familie/Partnerschaft).
Am Ende der Gleichstellungslounge hatten etliche Teilnehmer:innen eine Idee für ihren nächsten persönlichen Schritt in Richtung Stärkung der eigenen finanziellen Sicherheit: von der Einholung weiterer Informationen für die persönliche finanzielle Bildung, dem Aufsuchen einer Sparkasse, um ein Gespräch über Investitionsmöglichkeiten kleiner Beträge zu führen, dem Ausfüllen eines Formulars zu einer Zusatzrente bis hin zur weiteren Aushandlung eines Ehevertrags mit dem Partner bzw. der Partnerin und/oder mit diesem/dieser frühzeitig ins Gespräch zu gehen und die Meinungen auszutauschen, damit das Thema „finanzielle Sicherheit“ nicht „überraschend“ erst nach der Hochzeit oder dem ersten Kind aufkommt
Insgesamt wurde ein hoher Bedarf an der Vertiefung des Themas Finanzielle Bildung deutlich, sowohl in Hinblick auf erste Schritte und Orientierung, die Kenntnis um seriöse Beratungsmöglichkeiten als auch in Bezug auf konkrete Anlagemöglichkeiten.
Besondere Anmerkung:
Andrea Balmerth führt als E-Tutorin Online-Kurse im Projekt „Perspektiven 4.0 – Eine Plattform für die Gleichstellung“ durch. Im Rahmen des Projekts „Perspektiven 4.0 – Eine Plattform für die Gleichstellung“ bietet sie Online-Kurse u.a. zum Thema Ehevertrag, Trennung und Scheidung sowie Selbstständigkeit an. Bei Interesse können Sie sich gerne auf www.plattform-perspektiven-schaffen.de dafür anmelden. Das Angebot ist kostenfrei.
Links oder Literaturtipps zum Thema finden Sie hier.